Der Markenname Anycubic ist nicht nur innerhalb unserer Testberichte ein Begriff, sondern in vielen großen Communities. Und das zurecht: Großartige Produkte im 3D Segment stammen aus den Händen dieses Herstellers. Neben dem beliebten Anycubic Prusa i3 stellt auch das Kossel Modell sowohl in seiner Linear, als auch in seiner Pulley Ausführung einen verbreiteten 3D Drucker dar. Auf den ersten Blick fällt ein klarer Unterschied zu vielen anderen Varianten ebenfalls weit verbreiteter 3D Drucker auf: die Bauweise. Doch diese ist kein Grund zur Abschreckung, der Printer leistet nämlich sehr gute Arbeit. Im nachstehenden Anycubic Kossel Delta Kit Test werden alle erhobenen Informationen klar aufbereitet und die positiven sowie negativen Seiten beleuchtet.
Erste Schritte mit dem Anycubic Kossel
Wie bei jedem Baukit ist zuallererst einiges an Zeit für das Auspacken der vielen Einzelteile aufzuwenden. Zwar sind alle Komponenten klar ersichtlich gegliedert, kategorisiert und getrennt – dennoch benötigt es ein paar Minuten, um ein vollständiges Bild über den Kossel 3D Drucker zu erhalten. Glücklicherweise bietet sowohl eine beiliegende Anleitung Hilfe – wohlgemerkt auf englisch – als auch die Community rund um den Hersteller. Letztere ist in vielen online Portalen stark ausgeprägt und wird im Rahmen des Supports und Zusatzinformationen rund um Anycubic gesondert beschrieben.
Für den Zusammenbau des Kossels benötigen erfahrene 3D Druck-Interessenten in etwa 2 Tage, Einsteiger in die Materie eher 3 bis 4 Tage. Diese Angabe ist aber relativ subjektiv, zumal es darauf ankommt, wie sehr man mit theoretischen Kenntnissen vertraut ist und vor allem wie rasch man auf Anleitungen, Hilfestellungen sowie Tipps und Tricks der Community zurückgreifen möchte. Für manche Personen steht hierbei vielmehr der Lernaspekt im Vordergrund, weshalb sie nicht zwangsläufig jeden Schritt vorgezeigt bekommen möchten. Es spricht aber auch nichts dagegen, sich für das schnellstmögliche Zusammensetzen des Printers helfen zu lassen. Das soll nur erwähnt sein, um nachvollziehen zu können, dass +/-1 Tag Spannbreite durchaus vorkommen kann. Ebenfalls ist hier von freien Tagen die Rede, nicht von jenen, an denen man zusätzlich 8 Stunden am Arbeitsplatz verbringt oder bis nachmittags in der Schule sitzt. Wenn der Filament Drucker schlussendlich fertiggestellt ist, kann der Spaß beginnen. Wir empfehlen für den Anfang kleine und einfache Modelle zu verarbeiten. Das bedeutet eine Größe von wenigen Zentimetern und simple Objekte wie Würfel. Schwierigere Druckergebnisse stellen viele Rundungen, überhängende Teile oder komplexe Muster dar. Diese schafft das Gerät zwar ebenfalls, sollten aber erst dann in Angriff genommen werden, wenn man mit dem 3D Plotter vertraut ist und alles kalibriert wurde. Für die allgemeine Inbetriebnahme empfehlen sich folgende Softwareprodukte: Arduino 1.0, Printrun und Slic3r.
Anycubic Kossel Kit Herstellerinfos
Qualität und Verarbeitung im Anycubic Kossel Test
Der Anycubic Kossel Delta Kit Test machte klar, dass zwar nicht alle, aber viele Teile des do-it-yourself Bausets aus Metall sind. Das ist ein erfreuliches Upgrade zu vielen anderen 3D Druckern, bei denen die meisten Komponenten aus Plastik sind. Zwar hat auch letztere Situation ihre Vorteile, zumal es ein leichtes ist, hierbei Teile nachzudrucken. Jedoch bieten Metall und Alu doch klare Vorteile in Sachen Robustheit, Stabilität und Ausdauer. Eben diese Eigenschaften weist der Anycubic Kossel in der Linear Version auf. Doch auch in der Pulley Variante bestehen ebenso viele Bauteile aus Aluminium. Jedoch gilt es als Faustregel in der 3D Druckszene, dass Linear-Schienen stets gegenüber potentiell vorhandenen Pulley-Schienen vorzuziehen sind. Für verhältnismäßig wenig Aufpreis sind bei linearen Schinen deutlich höhere Qualitätsaspekte garantiert.
Die Verarbeitung des gesamten Kossel Modells in seiner Delta Ausführung zeugt von hoher Qualität. Keine sich biegende, brechende oder fehlerhafte Teile sondern alles in makelloser Manier. Das sorgt nicht nur für Freude und Spaß beim Bauen, sondern natürlich auch beim Drucken selbst. Die Resultate aus den Druckvorgängen können sich ebenfalls sehen lassen. Sowohl mit ASA, PMMA als auch ABS und PLA Filament konnten ansehnliche und schöne Ergebnisse erzielt werden. Dafür müssen allerdings genaue Kalibrierungen vorgenommen werden. Diese läuft zwar ähnlich ab, wie bei anderen 3D Druckmodellen, sollte aber beim Rostock umso pingeliger durchgeführt werden. Eine ausführliche Anleitung zum Kalibrieren findet sich in diversen online Communities. Wir haben uns nach der sehr gut beschriebenen auf deltaprinter.blogspot.co.at gehalten.
Bereits vor dem Anycubic Kossel Delta Kit Test stieß die Bauform des portablen 3D Druckers auf Skepsis. Zweifelsohne handelt es sich hier um ein großes Gerät das mit knapp 70cm Höhe zirka doppelt so weit hinausragt, wie andere Printer des 3D-Segments. Platzsparend ist es als Kontrapunkt aber natürlich in seiner Breite bzw. dem Durchmesser. In jedem Fall handelt es sich dabei um einen günstiges Gerät, an dessen Arbeitsweise man sich allerdings gewöhnen muss. Herkömmliche Drucker ermöglichen ansatzweise würfelförmige Modelle mit dementsprechend quadratischen Grundrissen. Dafür ist der Kossel nach Rostock Vorlage definitiv nicht ausgelegt. Hier deutet der Fokus klar auf zylinder- und kegelförmige Objekte hin. Mit 30cm Höhe können im Vergleich zu dem angegebenen Durchmesser von 18cm vor allem lange, einseitige Teile gedruckt werden. Außerdem ist darauf hinzuweisen, dass sich der theoretische Durchmesser von 18cm weder mit dem Linear, noch mit dem Pulley Modell ausgeht. Vielmehr beträgt das realistische Maß des Durchmessers 15cm. UPDATE: Es bestehen Möglichkeiten um den gegebenen Durchmesser am Anycubic Kossel zu vergrößern. Die inneren Metallstangen verhindern den theoretisch angegebenen Durchmesser von 18cm, da sie dem auf die Glasplatte Gedruckten gefährlich nahe kommen. Hier kann man mit Distanzhülsen – oftmals auch Kunststoffhülsen genannt – arbeiten. Das vergrößert den Abstand bei den Gelenken des Anycubic 3D Druckers, womit je nach Größe der Distanzhülsen auf allen Seiten etwas Platz gewonnen werden kann. Wir haben diese Idee allerdings nicht getestet, sondern wurden auf einen Nutzerkommentar aufmerksam, der den Vorschlag einbrachte (Ende des Updates).
Schon im Vorfeld zum Anycubic Kossel Delta Kit Test wurden wir auf die CE Zertifizierung, die das Gerät besitzt aufmerksam. Dabei handelt es sich um ein Konformitätszertifikat, welches besagt, dass der Hersteller sämtliche europäischen Richtlinien einhält, die für das entsprechende Produkt geltend sind. Diese Richtlinien gelten seit dem 1. Dezember 2009 und sind im Vertrag von Lissabon geregelt. Obwohl damit weder die Produktionsbedingungen im Ursprungsland noch andere Aspekte vor der Einfuhr nach Europa geregelt sind, ist damit ein wichtiger Grundstein für qualitative Waren gegeben.
Optionen und Adaptierbarkeit
Möglichkeiten für manuelle Anpassungen sind bei einem Bausatz wie dem hier getesteten Anycubic Kossel – oder auch bei anderen wie beispielsweise dem Anycubic Prusa i3 sowie dem BQ Prusa i3 Hephestos – durchaus gegeben. Im Gegensatz zu einem fix verbauten Produkt bestehen sowohl in der Bauphase als auch in der laufenden Wartung und Optimierung Optionen zu persönlichen und community-gegebenen Verbesserungen. Ein Beispiel dafür wurde bereits im vorangegangenen Absatz genannt: das Vergrößern des Druckbereichs. Weitere Varianten sind das Aufbessern von verbauten Materialien, der Einbau eines Dual-Extruders oder das Upgrade auf leistungsfähigere Motoren. Anhand dieser Aufzählung wird klar, dass im Anycubic Kossel Delta Kit Test viel herumexperimentiert wurde. Letztendlich ist der 3D Drucker aber gut durchdacht und sollte nicht ohne gutem Vorwand von seiner ursprünglichen Bauweise oder seinen Einsatzzwecken abweichen müssen. Es soll damit lediglich festgehalten werden, dass es sich hierbei definitiv um ein Modell handelt, an dem viel gebastelt und verändert werden kann – sofern man das möchte.
Der Druckbereich von 30cm mal effektiven 15cm wurde bereits festgehalten. Andere Testportale berichten bei leicht abweichenden Kossel Modellen von geringfügig abweichendem Druckbereich, sofern man an den Einstellungen feilt. Der effektive Druckbereich kann allerdings mit den gegebenen Maßen festgehalten werden. Ein weiteres Merkmal ist der verbaute Metall-Extruder, der dank seiner Ausdauer lange Druckvorgänge problemlos durchführt. Die maximale Druckgeschwindigkeit von 80mm/s entspricht einer korrekten Angabe – sehr viel höhere Werte sind ausdrücklich nicht zu empfehlen. Eingangs wurde bereits auf die freie Software Slic3r hingewiesen, mit der problemlos G-Code erzeugt werden kann. Der Anycubic Kossel Delta Rostock kann sowohl mit reinem G-Code als auch STL Dateien hantieren und diese verarbeiten. Auch in Sachen Betriebssysteme arbeitet der Drucker auf allen namhaften Plattformen: sowohl Windows, als auch Mac und Linux werden unterstützt. Wie bei vielen Bausets von 3D Printern ist allerdings auch hier kein Netzteil enthalten. Ein solches muss also für den Betrieb angeschafft werden. Dabei muss es eine Nennleistung von 48W erbringen.
Zubehör und Support
Anycubic wirbt in lauten Tönen mit professionellem Kundenservice. Im Rahmen eines früheren Testberichts hatten wir bereits Kontakt zum Unternehmen. Leider erhielten wir in diesem Fall keinerlei Rückmeldung. Die gegebene Garantie von 3 Monaten, in der sämtliche fehlenden, fehlerhaften und problematischen Teile ersetzt werden sowie ein umfassender Supportdienst bleiben also leider aus. Weiters wird von technischer Unterstützung in einer Gesamtdauer von 6 Monaten gesprochen. Wir gehen davon aus, dass es sich aufgrund der fehlenden Antworten auch hier um leere Versprechungen handelt. Glücklicherweise helfen online Communities dort, wo der Hersteller versagt: Das reprap Wiki ist nur eine von vielen Anlaufstellen, wo jederzeit professionelle Hilfe gegeben wird. Besonders gängige Modelle wie der Kossel oder der Prusa i3 werden meist liebend gern in vielerleit Hinsicht unterstützt.
Im Lieferumfang des gesamten Pakets befindet sich zunächst der vollständige Bausatz für den Kossel 3D Drucker in seiner Linearen Ausführung. Außerdem wird eine 30g Rolle PLA Filament mitgeliefert, wobei die Farbe hier laut Herstellerangabe variieren kann. In unserem Fall fiel die Wahl auf simples schwarz. Das englische Handbuch bietet wichtige Informationen für Einsteiger sowie den allgemeinen Bau des Filament Druckers. Erfreulich ist, dass eine 2 GB SD-Karte mitgeliefert wird auf der sich bereits viele wichtige Softwareaspekte befinden. Zwar handelt es sich dabei zum Teil auch um Werbelinks und Zusatzinformationen, die für den Drucker selbst nicht benötigt werden, doch ist eine solide Sammlung an Ressourcen vorhanden. Das erleichtert den Einstieg für erste Druckversuche mit dem Kossel Rostock. Mit Hilfe dieser (oder einer anderen) SD-Karte kann auch ohne einen Computer gedruckt werden. Das bedeutet, dass dann keine USB-Verbindung notwendig ist. Die benötigten Modelldateien werden einfach in den dafür vorgesehenen Kartenleser nahe des LCD-Displays gelegt und schon kann es losgehen.
Weitere Informationen zu Anycubic
Der Firmensitz des Herstellers vieler 3D Druck Produkte ist in Shenzhen, China. Das ist ein Erklärungsansatz für teils mieserabel übersetzte Erklärungstexte sowie ausbleibenden Kundensupportanfragen. Viele chinesische Firmen bieten wenig Hilfestellung für Interessenten, zumal oft eine Preispolitik betrieben wird in der die Produktion neuer Geräte für das Unternehmen wirtschaftlicher erscheint, als Diskussionen und Kulanzlösungen mit Käufern. Ob diese Politik von Anycubic betrieben wird, wissen wir nicht. Es ist ledigtlich eine Vermutung, die vor allem auf den Erfahrungen beruht, die wir mit chinesischen Herstellern sowie Firmen aus weiteren asiatischen Ländern gemacht haben.
Fazit: Anycubic Kossel Delta Kit Test
Was sich aus dem Testbericht herauslesen lässt, ist zusammengefasst, dass das Anycubic Kossel Delta Rostock Linear Kit ein sehr gutes 3D Druckermodell abgibt. Allerdings bietet er auch Einschränkungen. Am auffälligsten sind jene in Bezug auf die Druckgröße sowie sämtliche Belangen bezüglich dem Kundenservice. Hier muss Anycubic Punkteabzüge hinnehmen. In Anbetracht des Preises ist das allgemeine Verhältnis von Kosten zu Nutzen aber dennoch ein gutes. Sollte man doch eher zur gängigeren Bauweise von 3D Druckern tendieren, empfiehlt sich ein Blick auf den Flashforge Creator Pro. Weitere Alternativen wie der Anycubic Prusa i3 oder das Ridgeyard Acrylic Prusa i3 Kit wurden bereits genannt.